28. Judo Weltmeisterschaften Paris 2011

 

Ludwig Paischer präsentierte sich stark

wie schon lange nicht.

Eine fragwürdige Entscheidung führte zum

frühzeitigen Aus.

24.08.2011
Taro Netzer aus Paris

Die Weltmeisterschaften haben begonnen!

Den Auftakt aus Österreichischer Sicht machte gestern Ludwig Paischer in der Klasse -60kg.

Bereits in seinem Auftaktkampf traf er nach einem Freilos auf Nijat Shikhalizada (AZE), ein Gegner, der eine klare Hürde darstellt.


Drei Mal hatten die beiden zuvor gegeneinander gekämpft, niemals dauerte der Kampf länger als eine Minute, jedes Mal ging Shikhalizada als Sieger von der Matte.
"Das ist, wie wenn ein Bergsteiger aus 80 möglichen Bergen den K2 zieht", meinte Ludwig Paischer noch vor dem Kampf.

Gleich zu Kampfbeginn zeigte Ludwig Paischer, wie konzentriert und ernsthaft er in das Duell ging. Mit einer Beintechnik zwang er seinen Gegner in den Bodenkampf, wo er mit viel Druck nachsetzte.
Ludwig Paischer hielt sich streng an das taktische Konzept und setzte dem starken Azerbaidschani enorm zu. Nach rund 2 Minuten erwischte Paischer seinen Gegner im Bodenkampf mit einer seiner Spezialtechniken und fixierte ihn mit einem Festhaltegriff - OSAEKOMI!
Die zahlreichen Österreicher jubelten und schrien sich die Seele aus dem Leib, plötzlich unterbrach der Kampfrichter - TOKETA (der Festhaltegriff wurde gelöst). Shikhalizada hatte die Beine nach hinten über seinen Kopf gerollt - die Schulter war jedoch nach wie vor voll fixiert! Die bewies Paischer auch sofort, indem er nur die Beine von Shikhalizada wieder zurückrollt und neuerlich (oder besser nach wie vor) den Festhaltegriff fixierte.
Interessanter Weise folgte das Trennkommando MATE des Hauptkampfrichters, was auch bei fachkundigen Zusehern für Erstaunen sorgte.
Ludwig Paischer blieb konzentriert und setzte nur wenige Momente später erneut stark am Boden nach und besiegte den Azerbaidschani durch Hebel mit Ippon.

Ludwig Paischer hatte das notwendige Glück diesmal nicht auf seiner Seite.

In der dritten Runde traf Ludwig Paischer auf den Russen Beslan Mudranov. Nach rund eineinhalb Minuten punktete der Strasswalchner mit Sumi gaeshi und ging mit einer Wazzari-Wertung in Führung. Clever und geschickt gestaltete Paischer den folgenden Kampfverlauf, erhielt ein taktisches Shido ließ rund eine Minute nach der ersten Wertung mit einer spektakulären Variante seiner Selbstfalltechnik dem Publikum den Atem stocken. Mudranov konnte sich nur mit viel Geschik und großer Mühe im letzten Mopment auf den Bauch retten.

 

Die folgende Aktion sorgte dann in Paris-Bercy weit über das Österreicherlager hinaus für heftige Diskussionen.
Etwa eineinhalb Minuten vor Kampfende griff Ludwig Paischer mit Tomoe-nage an, blieb auf Spannung, Mudranov überschlug sich und landete voll auf dem Rücken - IPPON oder zumindest WAZZARI!



Aber es sollte anders kommen und zwar ganz anders.

Mitten in die Aktion hinein unterbrach der Hauptkampfrichter und setzte dann noch einen drauf - er bestrafte Ludwig Paischer für einen Scheinangriff, ein Scheinangriff, bei dem der Weltklasseathlet Mudranov voll auf dem Rücken landete wohl gemerkt.
"Wenn sogar ein solcher Wurf bestraft wird, was ist dann erst mit Angriffe, bei denen sich mein Gegner nicht überschlägt?", Überlegungen, die für den weiteren Kampfverlauf und die Strategie entscheidend waren.
Ludwig Paischer war gezwungen, die Taktik zu wechseln, ein Schritt, den Mudranov sofort nützte. In einem "Infight" kam der Russe zum Köper und konnte sein Wurfbein einhängen - Ippon durch O-uchi-gari.

Damit waren die Weltmeisterschaften für Ludwig Paischer vorzeitig beendet. Weltmeisterschaften, bei denen sich Paischer in einer Form und Stärke präsentierte, wie er sie seit den Heimeuropameisterschaften 2010 in Wien nicht gezeigt hatte. Die langwierige Verletzung scheint endgültig überwunden zu sein.

Dennoch bleibt unterm Strich nichts stehen, mit dem der zweifache Europameiter anschreiben könnte.
"Im ersten Kampf wurde ein bereits angesetzter und klarer Festhaltegriff nicht gegeben sondern mit Mate unterbrochen, im zweiten Kampf wirft er Mudranov voll auf den Rücken und was passiert. Nicht nur, dass er keine Wertung bekommt, er wird sogar dafür bestraft - für einen Scheinangriff! Einige Herren sind offenbar der Meinung, dass man auf Weltklasseniveau Ippons aus dem Hut zaubern kann wie man sie braucht. Nimmt man einen Ippon, sollen die Sportler doch einfach noch einmal werfe ..... ", fasst Landestrainer Taro Netzer frustriert und enttäuscht vor Ort das zusammen, was sich viele denken. Und er wird in seiner Meinung bestätigt. Zahlreiche Kampfrichter und Trainer im Publikum können auch nur ungläubig den Kopf schüttel, was aber leider auch nichts hilft.

„Ich hatte eine ungünstige Auslosung und so gut gekämpft wie die letzten 12 Monate nicht mehr. Ich hoffe, dass sich das Pech und die fragwürdigen Entscheidungen in London zu meinem Gunsten drehen!“, zeigt sich Ludwig Paischer enttäuscht aber gefasst.

 

 

 

Die weiteren Salzburger im WM-Aufgebot

 



Max Schirnhofer, -90kg (26. Aug)
startet gegen
Dieudonne Dolassem (CMR)

Das weitere WM Programm

24. Augxxx Sabrina Filzmoser (-57kg), Peter Scharinger (-73kg) / -52kg
25. Augxxx Hilde Drexler (-63kg) / -81kg
26. Augxxx Max Schirnhofer (-90kg) / -70kg, -78kg
27. Augxxx -100kg, +100kg, +78kg
28. Augxxx Team WM